Spenden-Shops

Viele größere NPOs haben auf ihren Websites einen sogenannten Spendenshop integriert. Ähnlich wie eine Liste mit Spendenbeispielen in einem Mailing, wird damit die individuelle Spende auf einen konkret nachvollziehbaren Bedarf heruntergebrochen. Verschiedene Artikel können nacheinander angeklickt werden und landen in einem Warenkorb. Dort kann dann der Gesamtbetrag gespendet werden.

Spendenshops sind attraktiv für Spender*innen, weil sie ihnen das Gefühl vermitteln, direkt einen nötigen Bedarf mit der Spende abzudecken. Und NPOs profitieren davon, dass wie in einem kommerziellen Shop, vielleicht mal ein „Artikel“ mehr als geplant im Warenkorb liegt und die Spende höher als üblich ausfällt.

In der Praxis können wir zwei unterschiedliche Spendenshop-Philosophien beobachten:

  • Echte Spendenshops: Hier werden die ausgewählten Artikel und Dienst­leistungen (zum Beispiel eine Ziege, ein Schlafsack, ein Qua­drat­meter Land, eine Nachhilfestunde) nach der Spende in der Or­ga­nisation erfasst und in entsprechender Stückzahl gekauft bzw. beauftragt. Echte Spendenshops haben sogar die benötigte Stück­zahl hinterlegt, so dass nur so viele Artikel gespendet werden kön­nen, wie auch benötigt werden.
  • Unechte Spendenshops: Bei diesen Shops stehen die ausge­wähl­ten Gegenstände oder Leistungen sinnbildlich für einen Aufgaben­be­reich der NPO. Die Spenden werden entweder in den großen Topf der NPO gegeben oder – häufiger – im zugeordneten Tätig­keits­bereich einge­setzt.
    Zum Beispiel konnte bei einer NPO für ein Familienhaus ein Kin­der­­frühstück gespendet werden oder eine Waschmaschine. Wenn man aber in die AGB sah, stand dort, dass alle Spenden allgemein für das Haus verwendet werden und keinerlei Zweckbindung be­steht.
    Die meisten NPOs nutzen die Shopartikel als Illustration für einen Hilfebereich, zum Beispiel Schlafsäcke für die Wohnungslosenhilfe oder Schulhefte für ein Bildungsprojekt.

Ein Shop fordert die NPO

Es ist schwierig, einen echten Spendenshop aufzusetzen. Man benötigt konkrete Bedarfe und muss die gespendeten Gegenstände akkurat erfassen und besorgen. Echte Shops sind sehr attraktiv für Gebende, machen aber Arbeit.

Falsche Spendenshops umgehen diese Mühe auf Seiten der NPO. Sie spielen mit der Illusion der direkten Spende für einen Zweck. Umfragen im persönlichen Bereich, zeigen immer wieder, dass diese Fake-Shops als real angesehen werden. Die Menschen sind sehr irritiert, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Artikel nur beispielhaft sind und es letztlich völlig egal ist, was sie anklicken, da es nur auf den Endbetrag ankommt.

Manche Organisationen weisen transparent auf die Beispielhaftigkeit der Artikel hin, ohne dass man lange danach suchen muss. Bei anderen ist diese Information in den FAQ oder AGB verborgen.

Spendenshops, bei welchen es irrelevant ist, welche Artikel ausgewählt werden, da der Endbetrag immer als freie Spende eingesetzt wird, halte ich für eine Irreführung von Spender*innen. In der Geschäftswelt würde so ein Verhalten wohl als Betrug gewertet werden, im sozialen Sektor wird es – leider – toleriert.

Im Beitrag "Spendenshops: Marktübersicht Ziegen" habe ich einige Shops und ihren Umgang mit Transparenz vorgestellt.

Shop-Software mit Warenwirtschafts-Modul

Ein Spendenshop kann entweder über eine gängige Shop-Software (zum Beispiel unter WordPress) oder ggf. über Anbieter von Spendenformularen eingerichtet werden. Eine eigenständige Programmierung dürfte für die meisten NPOs zu aufwändig und nicht wirtschaftlich sein. Wer eine Standard-Software nutzt und abzählbar benannte Artikel einstellen will, benötigt eine Warenwirtschaft dahinter. Dann wird eine Startanzahl von Gegenständen eingestellt und nach jeder Spende die verfügbare Zahl entsprechend reduziert. Wenn vom Gegenstand ausreichend viele Stück gespendet wurden, steht er nicht mehr im Shop zur Auswahl bereit.

Die Shop-Auswahl kann von einem einzelnen Gegenstand bis zu Dutzenden Artikeln in verschiedenen Kategorien reichen. Sinnvoll ist, wenn die Beträge unterschiedlich hoch sind und eine Bandbreite der Hilfsmöglichkeit darstellen. Insgesamt muss das Angebot für spontane Besucher*innen schlüssig und transparent sein. Ein attraktiv kuratiertes Angebot spricht die Menschen an.

KAMPAGNEN-SHOP
Ein Shop kann auch mal ein kurzzeitiges Angebot sein und gezielt im Rahmen einer zeitlich begrenzten Social-Media-Kampagne beworben werden. Das kann, ähnlich wie beim Crowdfunding über Kickstarter & Co., zu einer spannenden Spenden-Dynamik führen, um das Ziel möglichst schnell zu erreichen. Dabei sehen alle Unterstützer*innen ihren individuellen Beitrag zum Erreichen der Kampagne.


Dieser Beitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Abschnitt “Online-Fundraising“ meines Buches „Fundraising-Coach“. Nach Abschluss der erfolgreichen Crowdfunding-Phase am 4.5. wird es ab Ende Juni gedruckt vorliegen und über diese Website oder den Buchhandel bestellbar sein..

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