Fördervereine und Förderkreise (1)

Fördervereine sind, zumindest wenn man jüngere Kinder hat, allgegenwärtig. Zu jeder Krippe, jedem Kindergarten, jeder Schule scheint ein Förderverein obligatorisch. Ähnliches gilt für kulturelle Institutionen wie Theater oder Museen. In die Fundraising-Literatur hat sich das nicht so herumgesprochen, dort findet man fast nichts über diese besonderen Vereine.

Das ist schade, denn sowohl Fördervereine als auch Förderkreise können aus Fundraising-Sicht spannend sein. Hier soll es darum gehen, wie diese beiden Konstrukte innerhalb des Gesamt-Fundraisings einer NPO eingesetzt werden können.

In -> diesem Beitrag wird der Förderkreise als die formlose Version des Fördervereins mit seinen Vor- und Nachteilen vorgestellt.

1. Teil: Fördervereine

Ein Förderverein ist ein normaler gemeinnütziger Verein, dessen Vereinszweck die Förderung einer gemeinnützigen NPO ist. Im Internet finden sich dazu unzählige Satzungen und Mustersatzungen. Mit der ausreichenden Anzahl von Personen ist ein Förderverein schnell gegründet. Fördervereine werden häufig von engagierten Menschen aus dem Umfeld einer NPO gegründet. Mindestens besteht die Förderung aus dem zu zahlenden Mitgliedsbeitrag. Darüber hinaus werden durch Fördervereine häufig Veranstaltungen durchgeführt, um Spenden und sonstige Einnahmen zu erzielen.

Systematisch aufgebautes Fundraising ist in Fördervereinen selten. Fördervereine werden meist dann gegründet, wenn es in der zu fördernden NPO keine Struktur für Fundraising gibt oder die Abwicklung von Spenden mit außergewöhnlich bürokratischem Aufwand bei der Genehmigung oder Verbuchung verbunden ist. Zum Beispiel müssen Spenden an öffentliche Schulen oder Kindergärten häufig vom Gemeinderat einzeln genehmigt werden, was einerseits sehr bürokratisch und andererseits lange Verwaltungsabläufe mit sich bringt.

Förderverein für eine als GbR geführte NPO

Wenn zwei oder mehr NPOs gemeinsam ein Projekt oder eine Einrichtung tragen, findet dies manchmal in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) mit einem förmlichen Gesellschaftsvertrag statt. Eine GbR kann nicht als gemeinnützig anerkannt werden. Damit kann diese Einrichtung zwar Spenden annehmen, aber keine Zuwendungsbestätigungen eigenständig ausstellen. Jede Spende muss dafür über ein der beteiligten NPOs laufen. Das führt in der Praxis zu Verwirrung in der Förderer-Kommunikation, wenn Spender*innen für die Einrichtung spenden und von einer der Träger-NPOs die Bescheinigung erhalten. Und im Falle von mehreren beteiligten NPOs werden die Adressen der Spender*innen in verschiedenen Datenbanken geführt und können aus Datenschutzgründen nicht so einfach für ein einheitliches Fundraising der GbR genutzt werden.

Wenn nun ein eigenständiger Förderverein für diese in der Form der GbR geführten Einrichtung errichtet wird, kann dieser mit eigenem Konto den gemeinnützigen Arm der GbR bilden und für einen einheitlichen Fundraising-Auftritt nach außen sorgen. Und Spenden können ganz normal angenommen, verbucht und bescheinigt werden.

Beispiel: In Stuttgart gibt es stadtteilbezogene Gesellschaften für mobile Jugendarbeit. Diese haben keine eigene Rechtsform und sind automatisch eine GbR. Träger sind jeweils die evangelische und katholische Kirchengemeinde, sowie entweder der Caritasverband Stuttgart (CV) oder die Evangelische Gesellschaft Stuttgart (eva). Die Mitarbeitenden sind entweder beim CV oder der eva angestellt, über welche auch gespendet werden kann. Zur gezielten Förderung wurde häufig noch ein eigener Förderverein gegründet mit den beteiligten Partnern und engagierten Menschen des Stadtviertels. Damit wird eine breite Verankerung in der Gesellschaft möglich (zum Beispiel lokaler Einzelhandel und Gewerbe) und es können mehr Spenden gewonnen werden als dies über die beiden Hauptträger, eva und CV, möglich wäre.

Heimgesetz und Fördervereine

Nach dem Heimgesetz ist zum Beispiel Altenheimen die Annahme von Spenden schwer möglich. Das Zuwendungsverbot untersagt es dem Heimträger oder dessen Mitarbeitenden eine Spende von Heimbewohner*innen oder deren Angehörigen entgegenzunehmen. Eingehende Spenden müssen auf ein Treuhandkonto gebucht und der Heimaufsicht einzeln zur Genehmigung vorgelegt werden. Durch diese Hürde soll verhindert werden, dass man sich als Heimbewohnerin Vorteile über den Weg einer Spende verschaffen kann oder muss.
Ein Umweg für einen entsprechenden Träger kann nun sein, dass Spenden grundsätzlich nur über einen Förderverein angenommen werden. Hier muss sichergestellt sein, dass eine strikte Trennung von Heimträger und Förderverein in personeller, organisatorischer und buchhalterischer Hinsicht gegeben ist. Damit erhält der Heimträger Spenden nur in anonymisierter Form in einer größeren Summe und losgelöst von der Einzelspende.

Wirtschaftliche Risiken auslagern

Manchmal werden auch wirtschaftliche Risiken an einen Förderverein ausgelagert, wenn dieser beispielsweise größere Veranstaltungen für eine NPO mit entsprechendem finanziellem Aufwand durchführt. Oder es werden teure Geräte durch den Förderverein angeschafft, welche der NPO leihweise kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. In diesem Fall blieben die Gerätschaften auch im Fall der Insolvenz der NPO außerhalb der Insolvenzmasse.

9 Vorteile von Fördervereinen

Aus den obigen Punkten können wir neun Vorteile von Fördervereinen herausarbeiten:

  • Spendenbescheinigungen können direkt ausgestellt werden, ohne beispielsweise den Umweg über eine kommunale Kasse.
  • Engagierte Menschen, welche die NPO gerne unterstützen möchten, lassen sich jenseits der NPO-Strukturen einbinden.
  • Für GbRs können Fördervereine den gemeinnützigen Arm bilden.
  • Bei NPOs, welche (noch) nicht für eigenständiges Fundraising bereit sind, können Fördervereine diese Rolle einnehmen und oft agiler agieren.
  • Hohe Identifikation der beteiligten Menschen im Förderverein für die zu fördernde NPO.
  • Über eine breite Mitgliedschaft im Förderverein kann eine hohe Identifikation mit der NPO und dem Zweck erreicht werden.
  • Das Verhältnis von Nähe und Distanz zur geförderten NPO kann durch die Besetzung der Gremien, je nach Anforderung, eng oder lose gehalten werden.
  • Manchmal können Fördertöpfe leichter (oder überhaupt) genutzt werden als dies der zu fördernden NPO oder Körperschaft möglich wäre.
  • Der Förderverein kann sich bei der Förderung auf einen inhaltlichen Aspekt der zu fördernden Einrichtung konzentrieren. Das kann die Spendenwirkung sehr erhöhen.

Nachteile von Fördervereinen

Einige Nachteile haben Fördervereine aber auch, was ihren Einsatz nicht immer zur ersten Wahl werden lässt:

  • In Fördervereinen findet aufgrund ihrer personellen Struktur nur selten systematisches Fundraising statt. Meist finanzieren sie sich primär über Mitgliedsbeiträge oder einzelne Spendenaktionen.
  • Es werden immer Menschen gebraucht, welche die im Verein notwendigen Ämter (Vorstand, Kasse) verantwortlich übernehmen.
  • Eine langfristige Finanzierung über einen Förderverein ist selten planbar, da dessen Finanzen vom jährlichen Spenden- und Beitragsaufkommen abhängen.
  • Die Spender*innen-Adresskartei der NPO ist für den Förderverein aus Datenschutzgründen nicht zugänglich – und umgekehrt.
  • Die Gründung, das Vereinsleben (Mitgliederversammlung) und noch mehr die Auflösung sind aufwändig.
  • Als NPO hat man ohne faktische oder satzungsgemäß festgelegte personelle Verflechtungen keinen Einfluss auf den Förderverein, da dieser eine eigene Rechtsperson darstellt.
  • Es muss eine eigenständige Struktur aufgebaut und unterhalten werden: Buchhaltung, Kommunikation, Versicherungen etc.

Reales Risiko: Dissonanz zwischen NPO und Förderverein

Potenziell besteht die Gefahr, dass ein Förderverein ein Eigenleben neben der zu fördernden NPO entwickelt. Das kann sich darin äußern, dass nur bestimmte Dinge gefördert werden, unabhängig vom aktuellen Bedarf oder dem Willen der NPO. Die Gefahr von Missverständnissen oder persönlichen Differenzen kann das Verhältnis zur NPO belasten.
Abhängig von der konkreten Situation vor Ort und dem Typ der NPO, kann ein Förderverein ein spannender Baustein im Fundraising-Mix sein. Als Alternative kommt für viele Fälle aber auch der viel einfachere Förderkreis infrage.

In -> diesem Beitrag wird der Förderkreis als häufig sinnvolle Alternative zum Förderverein vorgestellt.

Hurra, ein neues Fundraising-Standardwerk!
(Dr. Christoph Müllerleile)

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