Fundraising – vom Geiz bedroht

Geiz ist eine Gefahr für das Fundraising, eine Gefahr für uns Fundraiserinnen und Fundraiser.

Nein, nicht was Du jetzt vielleicht denkst. Ich spreche nicht von Spenderinnen und Spendern, welche weit unter ihren Möglichkeiten geben.

Mein Gedanke geht dahin, dass Geiz im Denken von uns Fundraiser*innen und in den Organisationen nichts zu suchen hat. 

Fundraiser*innen – vom Geiz bedroht

Leider gibt es einige Felder, auf denen wir zu geizigem Verhalten neigen. Spontan fallen mir einige ein:

  • Wir sparen uns Dankbriefe, denn sie kosten Zeit und Geld, machen Mühe beim Entwerfen.
  • Wir versuchen, möglichst billig Dienstleistungen und Waren zu erhalten. Wir drücken unsere Dienstleister, denn die sollen doch froh sein, dass sie für einen guten Zweck texten, layouten, fotografieren und drucken dürfen.
  • Wir gestalten unsere Mailings billig. Nicht nur, dass wir portooptimiert dünnstes Papier verwenden oder einfachste Konzepte, wir sparen auch am Inhalt. Getextet wird nur zu oft in “Mailing-Fabriken” – die Qualität ist da oftmals überschaubar.
  • Wir behandeln unser Fundraising-Wissen als Geheimsache. Noch nicht einmal die eigenen Kolleg*innen, geschweige denn externe Kolleg*innen oder gar Journalist*innen, dürfen erfahren, was wir genau machen.
  • Organisationen stellen Fundraiser*innen ein, sparen sich aber die Ausgaben für Sachkosten, Software und Fortbildungen.

Ja, im Fundraising scheint es in vielen Einrichtungen mehr ums Sparen, als ums Erhalten von Mitteln zu gehen. Hauptsache billig, schnell, einfach – die Ertragseite wird dann schon stimmen.

Doch können wir gute Fundraisende sein, wenn wir uns – als Person oder als Organisation – von einer Mentalität der Sparsamkeit, gar des Geizes, leiten lassen und nach diesem Mantra leben und arbeiten?

Geiz hat Folgen

Ich glaube, dass die Art und Weise unserer Arbeit und unseres Denkens auf unsere Förderer, Mitarbeitenden und Geschäftspartner abfärbt und die Beziehung prägt.

Eine Haltung “Geiz ist geil” wird wie ein Pendel auf uns zurückschwingen.

  • Der eingesparte Dank lässt die Unterstützer*innen nach dankbareren Empfängern suchen.
  • Dienstleistern, welchen klar ist, dass es uns nur um den billigsten Preis geht, werden uns genau diesen bieten. Nicht mehr.
  • Inhaltlich und haptisch billige Mailings lassen unsere Förderer Rückschlüsse auf uns als Organisation ziehen (kleine Randbemerkung: hat schon mal jemand versucht, sich eines dieser Pseudo-Freundschaftsbändchen aus weit verbreiteten Mailings einer großen Kinderhilfsorganisation umzubinden? Unmöglich!).
  • Wir geizen mit unserem Wissen und erhalten deshalb auch kein Feedback. Fundraising stagniert in Organisationen, aber teilweise auch als Profession.

Nicht umsonst wird historisch der Geiz (Habgier) als eines der Hauptlaster (umgangssprachlich oft als Todsünde bezeichnet) beschrieben wird.

Nein, sogar den Geiz gibt es nicht umsonst. Eine geizige Haltung hat Folgen für andere und für uns.

Der Geist der Großzügigkeit

Dem möchte ich den Geist der Großzügigkeit gegenüber stellen. Dieser sollte uns Fundraiserinnen und Fundraisern naturgemäß viel näher liegen. Denn was wir ja am meisten schätzen, sind großzügige Unterstützer*innen unserer gemeinnützigen Aufgaben.

Doch diese Haltung der Großzügigkeit sollte auch uns im eigenen persönlichen und beruflichen Alltag leiten.

  • Wir bedanken uns großzügig, immer und gerne für die Spenden und die Unterstützung, die wir erhalten.
    Diese Dankbarkeit wird unsere Beziehung zu den Förderernden stärken, vertiefen und auf eine höhere Ebene heben.
  • Wir suchen langfristige und vertrauensvolle Beziehungen zu unseren Geschäftspartner*innen und Dienstleister*innenn.
    Diese vertrauensvolle Beziehung trägt dazu bei, dass sie sich mit unserem Anliegen identifizieren und ihre ganze Fachkenntnis einbringen, damit wir wirkungsvoll arbeiten können. Unser Anliegen wird zu ihrem Anliegen.
  • Wir geben echte Informationen über unsere Arbeit an unsere Spender*innen weiter und simulieren dies nicht nur durch Mailings.
    Spender-Magazine, Jahresberichte und auf die Leserbedürfnisse ausgerichtete Informationen helfen, dass sich unsere Unterstützer*innen mit der Arbeit identifizieren. Sie gewinnen Vertrauen in uns und unsere Arbeit und fördern die Arbeit aus einer intrinsischen Motivation heraus.
  • Wir teilen unser Wissen im Fundraising, sowohl innerhalb unserer Organisationen als auch mit Fachkolleg*innen oder der (kritischen) Öffentlichkeit.
    Damit erhöhen wir die Qualität im Fundraising, die Spreu trennt sich ab und Fundraising wird von einer “Geheimwissenschaft” zu einer anerkannten Profession, welche sich synergetisch weiter entwickelt.

Ich bin davon überzeugt, dass wir im Fundraising nicht primär sparen müssen. Der Popanz um Verwaltungskostenanteile, um ein Beispiel zu nennen, hat dem Fundraising einen schiefen Drall gegeben. Wirtschaftliches Handeln ist (überlebens-)notwendig im gemeinnützigen Sektor. Aber man muss die Grenzen kennen.

Wir müssen lernen, großzügig zu handeln. Wir müssen auch in die Ausbildung der Fundraiser*innen und Verwaltungsmitarbeitenden investieren. Wir müssen die Möglichkeit und den Mut haben, Neues auszuprobieren und auch mal durchzuhalten.

Wir müssen den Mut haben, großzügig zu säen. Dieser Samen wird aufgehen und überreiche Früchte tragen.

Geiz ist nicht geil. Geiz ist kleinmütig und feige. Der Mutige ist großzügig. Mutigen Fundraiser*innen wird der Erfolg gewiss sein.


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