Fundraising im Überblick

Wer sich durch die Fundraising-Literatur liest, wird darin unterschiedliche Modelle für das Fundraising finden. Diese Vielfalt ist kein Widerspruch. Man muss nur darauf achten, aus welcher Denkschule das Modell stammt und welcher Geltungsbereich und welche Schlussfolgerungen daraus abgeleitet werden können. Danach kann man entscheiden, welches Modell einem für die Arbeit oder für das Verständnis von Fundraising den größten Nutzen verspricht.

Ein Modell …

  • ist ein meist stark vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit,
  • ist ein Hilfsmittel, um Zusammenhänge zu verstehen,
  • hilft, Aufgaben zu identifizieren und Konzepte zu entwickeln,
  • erklärt nie alles,
  • verleitet auch einmal zu „schrägen“ Interpretationen.

Um die in der Fachliteratur uneinheitlich verwendeten Begriffe klar voneinander zu trennen und überschaubar zu halten, habe ich für mich und im Buch “Fundraising-Coach” die Welt des Fundraisings in sieben aufeinander bauende Abschnitte eingeteilt.

7 Bereiche des Fundraisings

In der Literatur spricht man zum Beispiel vom Telefonfundraising oder Mailings werden als eigenständige Disziplin mit dem Fokus auf Massenmailings besprochen. Wenn man das etwas abstrakter ansieht, sind das Telefon und die Briefe bei einer Vielzahl von Fundraising-Ansätzen einsetzbar. Hier nun mein Vorschlag zur Übersicht:

1) Die Welt der gemeinnützigen Organisation (NPO)

Basis des Fundraisings ist eine NPO. Bevor der Blick nach außen in Richtung der Gebenden geht, sehen wir auf die eigene Struktur. Oft müssen erst die Schnittstellen zwischen Fundraising, den Querschnittsbereichen und den Fachdiensten definiert und gestaltet werden, bevor man wirkungsvoll arbeiten kann. Daneben muss sich die NPO darüber klar werden, worin genau der Fundraising-Bedarf besteht. Die Analyse der Ist-Situation rundet diesen Bereich ab.

  • Einmaliger oder regelmäßiger Spendenbedarf
  • Anteil der Spenden an der Finanzierung
  • Größe und Regionalität der NPO
  • Ehren- und Hauptamt
  • Aufbauorganisation
  • Ausstattung und Budget im Fundraising
  • Verantwortungen und Befugnisse von Fundraiser*innen
  • Schnittstellen der Fundraising-Stelle intern
  • Doppelauftrag der Fundraiser*innen: Fundraising nach Außen, Aufklärung über FR nach Innen

2) Fundraiserinnen und Fundraiser

Fundraising als Beruf steht hier im Fokus. Hier finden all die Themen rund um die berufliche Situation ihren Platz.

  • Ausbildung
  • Vernetzen
  • Delegieren
  • Zeit- und Selbstmanagement
  • Planen, Handeln, Reflektieren
  • Stellensuche

3) Die Welt der Fördernden

In diesem Bereich sammeln wir alle Informationen darüber, warum Menschen, Unternehmen und Stiftungen spenden und wie man die für die eigene NPO die passenden Unterstützer*innen findet. Dabei helfen Grundlagen der Soziodemografie, Spendertypen und Spendermodelle als Wegweiser in diese Welt.

  • Soziodemografie
  • Spendenmotive
  • Spenderforschung
  • Privat, Unternehmen, Stiftungen, sonstige Zuschussgeber

4) Die Fundraising-Vision / das Fundraising-Verständnis

Die grundlegende Haltung der NPO zum Fundraising steht im Fokus dieses Bereichs und das strategische Entwickeln von Fundraising-Bedarfen.

  • Strategie und Grundhaltung
  • FR-Bedarf entwickeln (Bedarf der NPO, “Wünsche” der Gebenden, strategische Überlegungen der Fundraiser*innen)
  • Spendermodell
  • Nachhaltiges Fundraising

5) Fundraising-Ansätze

Basierend auf dem Spendermodell werden die bewährten Fundraising-Ansätze vorgestellt. Dabei reicht das Spektrum von der Erstansprache bis zum Nachlass-Fundraising und zur Kampagne. Fundraising-Ansätze finden wir häufig als funktionale Untergliederung von Fundraising-Abteilungen oder innerhalb eines Teams.

  • Erstspenden
  • Mid-Donor
  • Großspenden
  • Nachlässe
  • Fördermittel
  • Stiftungen
  • Unternehmen
  • Sachspenden
  • Zeitspenden
  • Kampagnen

6) Fundraising- und Kommunikations-Instrumente

Die Fundraising-Ansätze werden nun mit Hilfe der 18 häufigsten Fundraising-Instrumente umgesetzt. Oft wird Fundraising mit dem Einsatz eines dieser Instrumente gleichgesetzt – was aber viel zu kurz greift.

  • Anzeigen
  • Bedanken und Würdigen
  • Beilage
  • Brief und Spendenmailing
  • Fremdadressen und Postwurf
  • Geldauflagen, Bußgelder
  • Online-Fundraising
  • Persönliches Gespräch, Telefonieren
  • Private Aktionen
  • Prominente, Testimonials
  • Radiowerbung
  • Reisen
  • Reaktivieren
  • Sponsoring
  • Social Days, Hands-on-Projekte
  • Spenderzeitschrift oder -rundbrief
  • Straßen- und Haustürwerbung (Face-to-Face)
  • Veranstaltungen

7) Wissen und Fähigkeiten

Jede Fundraiserin und jeder Fundraiser bringt individuelle Fähigkeiten aus der Ausbildung, dem beruflichen Hintergrund und den persönlichen Interessen und Erfahrungen mit. In diesem Abschnitt findet sich nun all das Grund- und Aufbauwissen, das im Fundraising für all die oben beschriebenen Bereiche hilfreich bis notwendig ist, insbesondere natürlich für den komptenten Einsatz der Fundraising- und Kommunikationsinstrumente.

  • Adressen recherchieren
  • Agenturen und Dienstleister
  • Bild und Video
  • Controlling – Auswerten und Planen
  • Datenschutz
  • Effektiv helfen
  • Erbrecht
  • Ethik und Transparenz
  • Fragebogen (Konzipieren, Eiinsetzen, Auswerten)
  • Fundraising-Software
  • Gemeinnützigkeitsrecht
  • Kreativität und Problemlösung
  • Psychologie
  • Texten – Spendenthemen aufbereiten
  • Stiftungswissen
  • Werbemittel

Wenn alles nun schön in “Schubladen” geordnet ist, lässt sich das auch in einem kleinen Schaubild darstellen. Nachfolgend zum Download das Modell als pdf-Datei.


Hurra, ein neues Fundraising-Standardwerk!
(Dr. Christoph Müllerleile)

Mein Fachbuch
“Fundraising-Coach”

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